Die erste Etappe – Küstenweg
Mit der Metro fuhr ich nach Matosinhos und lief ab da an der Küste bis Vila do Conde. Die Sonne wärmte mich, der Atlantik zur Linken und viel Gegend zur Rechten. Ich war sehr aufgeregt, allein auf meinem Weg. Ich hielt Ausschau, aber wonach? Mal eine Statue, eine alte Kirche, kaum Menschen, dann ein Café. Pause. Alles war so unwirklich. Ich spürte das Gewicht meines Rucksacks, meine Blase am Zeh und hatte Lust auf einen Kaffee. Über 20 Kilometer sollte meine erste Etappe sein. Wie weit war ich schon gelaufen? Egal, ich wollte mich ein Stück weit auch treiben lassen. Bis zum Mittag hatte ich etwa die Hälfte meines Weges geschafft und fand ein nettes Restaurant am Meer. Im Schatten schlürfte ich eine Apfelschorle und aß mein Brot. Zum ersten Mal Schuhe ausziehen, Füße betrachten und eincremen. Mein Kopf war rot wie ein Ballon, trotz Kappe. Sonnencreme ins Gesicht, Füße kühlen und Vila do Conde in weiter Ferne. Schaffe ich das heute wirklich? Ein wenig verließ mich der Mut. Ich hatte erst die Hälfte geschafft und die Sonne brannte ohne Erbarmen vom Himmel. Etwas schwerfällig machte ich mich auf den Weg, über Holzplanken, prima zu laufen, direkt am Meer, über Felsen, wunderbare Aussicht, Lust auf Schwimmen, weitergetrieben von dem Wunsch, mein erstes Ziel zu erreichen. Vila do Conde in Sichtweite gesellte sich ein alter Portugiese mit Fahrrad zu mir und erzählte von seiner Zeit im Ruhrgebiet. Er war auf dem Weg zu Friedhof, zum Grab seiner Frau und nahm sich die Zeit, mich bis zum Ortsanfang zu geleiten. Ein Schutzengel, der mich „getragen“ hat. Mit schmerzenden Füßen suchte ich die erste Apotheke im Ort auf. Arnicacreme für meine geschundenen Füße. In meiner ersten Bleibe wurde ich sehr freundlich empfangen, mit dem besten Fisch verwöhnt und die Schmerzen ließen nach. Humpelnd verließ ich das Lokal und freute mich auf mein Bett; Füße hoch legen. Mein Humpeln war der Wirtin nicht entgangen und kaum war ich im Zimmer, klopfte es an der Tür. Sie habe eine Heilsalbe und wolle mir die Füße massieren, sagte sie. Nein, nein, das ist mir unangenehm, ich mache das schon, wehrte ich sie ab. Keine Chance. Was für ein Geschenk! Der zweite Engel auf meinem Weg.
Ob ich morgen weiter gehen kann? Ich war skeptisch. Zeit genug hatte ich eingeplant, eine Pause war also kein Problem.
Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich meinen Füßen täglich dankte, dass sie mich getragen haben, diesen Weg haben gehen lassen, jeden Tag aufs Neue, Schritt für Schritt!